X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Neue Welt geht auch anders

Edward Donaldson, Chef von Pegasus Bay.
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Eine köstliche weiße Cuvée aus Neuseeland lässt den Captain über das umstrittene Thema Neue Welt räsonieren: Ist wirklich alles von dort nur grob und plump wie Donald Trump? Natürlich nicht!
Anzeige

Für viele europäische Weinfreunde ist die Neue Welt ein rotes Tuch. Der allgemeine Stil regt sie auf.

Neue Welt und damit Regionen wie Australien, Kalifornien, Südamerika und so weiter. Das ist für diese Genießer das Reich der Monsterweine: Ungetüme jenseits der 15,5 Prozent Alkohol. Godzillas der Weinwelt.

Lest hier unserer Weinbesprechung so eines Monsterweins:

Tja, weil es mich furchtbar nervt, dass beim Wein immer gleich Schubladen aufgemacht werden, fühle ich mich verpflichtet, das Positive, die Perlen, das Außergewöhnliche im Weinmeer der ehemaligen Kolonialstaaten zu finden. Dies alles für die Matrosen hier am Schiff versteht sich. Denn die haben Schrott am wenigsten verdient.

Deswegen kommt hier ein Wein aus Neuseeland auf den Tisch. Ein Wein, der für mich zu den aufregendsten Produkten am Globus rechts unten zählt.

Und zack: 30 km nördlich von Christchurch findet man die Region Waipara Valley.

Der Pazifik ist so nahe, dass man ihn und seine Coolness spüren, fast hören kann. Das Weingut Pegasus Bay ist Neue Welt mal anders. Hier geht es gar nicht industriell zu. Auf Pestizide und andere Spritzmittel wird verzichtet. Man greift auf alte Methoden zurück. Das heißt (wie beim unten folgenden Wein) die Vergärung mit Weingartenhefe im offenen Bottich und unfiltriertes Abfüllen.

Bekannt wurde das Weingut besonders durch seine Rieslinge und seine Pinot Noirs. Die Familie Donaldson, der das Weingut gehört, hat offenbar einen Hang zur Komplexität. Ihr Sauvignon / Semillon (ohne Akut-Akzent) beweist es.

Das Stichwort dieser Cuvée aus (wie der Name schon sagt) den Rebsorten Sauvignon Blanc und Sémillon heißt Säure.

Diese köstliche, lebendige Säure schaukelt sanft in der hellgelben Flüssigkeit. Ausgebaut wurde dieser Wein in alten Barriques, von denen man sowas von gar nichts mehr spürt, sodass man ganz locker von einem stählernen Charakter sprechen kann. Muss aber auch nicht sein.

In der Nase ganz eindeutige Ansätze von frischer Maracuja. Es folgen Limetten, Mango und Papaya. Vielleicht auch etwas Duschgel. Ihr wisst schon, das fruchtige. Keine dieser weibischen Joghurtcremes. Nein, ein frisches Duschgel. Mit ordentlich nackter Haut in der Werbung.

Sehr präzise Stilistik. Wirkt auf keinen Fall aufgeblasen, sondern fordert vom ersten Augenblick an heraus. Feinnervig in der Säure, die sich von einer dezenten Süße nicht in die Defensive drängen lässt. Auch der Abgang ist gut. Wird mit dem einen oder anderen Jahr Flaschenreife gewiss dazu gewinnen.

Die Neue Welt und ich – das ist mir eine Herzensangelegenheit. Denn es gibt wenig, das mich mehr begeistert, als wirklich guter Saft von dort.

 

Datum: 17.2.2018
 

Ähnliche Weine

 

Ähnliche Artikel